Fragen & Antworten

Die Orthoptik ist ein Spezialgebiet der Augenheilkunde. Sie befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von Bewegungsstörungen der Augen, dem Schielen. Die Pionierin auf dem Gebiet der Orthoptik in den 1930-er Jahren war Mary Maddox, die Tochter eines englischen Augenarztes. Seit dieser Zeit gibt es den Beruf der Orthoptistin.

Orthoptistinnen arbeiten in Sehschulen – den orthoptischen Abteilungen der Augenärzte, in Kliniken und Reha-Instituten. Nach augenärztlicher oder neurologischer Diagnose untersuchen Orthoptistinnen Augenbewegungsstörungen, Schielen, Doppelbilder und behandeln Sehschwächen, Augenzittern und die damit einhergehenden Sehbeeinträchtigungen wie visuelle Wahrnehmungsstörungen.   

Die Lehre vom Schielen ist die Strabologie, ein sehr aufwändiges Gebiet. Der bedeutendste deutsche Schielforscher ist Alfred Bielschowsky (1871 -1940). 1985 wurde in Deutschland die Gesellschaft für Schielforschung gegründet und ihm zu Ehren Bielschowsky-Gesellschaft genannt.  

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Unter Schielen versteht man einen Stellungsfehler der Augen, eine Störung im Augenmuskelgleichgewicht. Dabei ist ein Auge auf das fixierte Objekt ausgerichtet, während das andere Auge abweicht.

Es gibt mehrere Schielformen

  • Schielt abwechslungsweise das rechte, bzw. das linke Auge spricht man von wechselseitigem oder alternierendem Schielen.
  • Zeitweiliges Schielen wird intermittierendes Schielen genannt.
  • Ständiges Schielen heißt konstantes Schielen.
  • Begleitschielen wird Strabismus concomitans genannt. Das schielende Auge begleitet das führende Auge in alle Blickrichtungen.
  • Lähmungsschielen heißt Strabismus paralyticus. Der Schielwinkel ist je nach Blickrichtung und fixierendem Auge verschieden.

Doppelbilder treten auf, wenn die Seheindrücke des rechten und linken Auges nicht zusammengefügt und verschmolzen (fusioniert) werden können. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität und das Lesen massiv.
Nach der Diagnostik sollte eine orthoptische Untersuchung und Therapie erfolgen.

Normales beidäugiges Sehen wird Binokularsehen genannt. Beide Augen sind stets auf dasselbe Objekt gerichtet, egal in welcher Blickrichtung und Entfernung. Binokularsehen wird in drei Stufen eingeteilt:

  • Simultansehen
  • Fusion
  • Stereosehen

Unterschiedliche Bilder beider Augen werden gleichzeitig wahrgenommen.  

Fusion ist die Verschmelzung der beiden unterschiedlichen, vom rechten und vom linken Auge wahrgenommenen Bilder zu einem Gesamtbild. Die Fusionsbreite wird mit Prismen gemessen. Die Fusion ist die Basis für das Binokularsehen und die Voraussetzung für das 3-D Sehen, das Stereosehen.  

Stereosehen ist die höchste Stufe des beidäugigen Sehens. Da beide Augen die Umwelt aus etwas unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnehmen, fügt das Sehsystem im Gehirn die Seheindrücke beider Augen zu einem räumlichen, dreidimensionalen Bild zusammen.

Mit Horror fusionis wird ein „Herumspringen“ oder „Herumtanzen“ der Bilder des rechten und linken Auges bezeichnet. Ein Einschnappen der Bilder ähnlich eines „Einschnappmechanismus“ (nach Kestenbaum 1921) kann nicht erfolgen. Eine Verschmelzung, die Fusion, bleibt, aus.

Damit ein nahe gelegenes Objekt einfach gesehen wird, müssen die Augen konvergieren. Die Sehlinien beider Augen sollen sich im Fixationsobjekt treffen. Je näher sich das Fixationsobjekt befindet, desto stärker müssen die Augen konvergieren. Die Konvergenzbewegung kann geübt werden, z. B. auf die eigene Nasenspitze schauen.

Akkommodation ist die Fähigkeit des Auges, sich durch Erhöhung der Brechkraft den verschiedenen Entfernungen der Fixationsobjekte anzupassen und von ihnen scharfe Bilder auf der Netzhaut zu erzeugen.

Die Linse verändert ihre Form und wird nahezu kugelig.

Trias aus Akkommodation, Konvergenz und Miosis.

Akkommodation und Konvergenz sind miteinander gekoppelt, da beide Funktionen für das Sehen im Nahbereich verantwortlich sind. Dabei verengen sich auch die Pupillen beider Augen (Miosis).